Unterrichtsprojekt von Stephanie Pladeck

Übersicht

1. UE: Assoziationen zur Musik

Musik hören, subjektiv wahrnehmen und sich darüber austauschen (1 Doppelstunde)

2. UE: Bewegungen zur Musik I (performativ)

Pantomimische Darstellungen von assoziierten Szenen zur Musik (2-3 Doppelstunden)

3. UE: Bewegungen zur Musik II

Musikalische Parameter und Instrumente mit dem Körper darstellen (1-2 Doppelstunden)

4. UE: Das Cello und Aufführung

Das Cello in PIETÀ; Vergleich von klassischem und präpariertem Cello; Betrachtung der Aufführung von Lisa Streich (1-2 Doppelstunden)

5. UE: Notationsformen

Betrachtung traditioneller und moderner Notationsformen (Noten von Johann Sebastian Bach und PIETÀ) (1 Doppelstunde)

6. UE: Das CD-Cover I (ästhetisch)

Erstellen eines alternativen Booklets (1-2 Doppelstunden)

7. UE: Das CD-Cover II (performativ)

Assoziationen zum Bild und Nachstellen eines Standbildes (1-2 Doppelstunden)

8. UE: Geräusche - Klänge - Musik

Hören, Differenzieren und Definieren von Klängen in der Musik von Lisa Streich im Vergleich mit der Musik von G. Ligeti (1 Doppelstunde)

9. UE: Klangerzeuger herstellen und Klänge explorieren / Eigenkompositionen mit präparierten Instrumenten

Präparation eigener Klangerzeuger mit selbstgewählten Materialien; Experimentieren und Kreieren von Klängen auf eigenen Klangerzeugern; eigene Klangkomposition mit den präparierten Instrumenten (3-4 Doppelstunden)

Zum Projekt von Stephanie Pladeck

Einführung

Das Unterrichtsprojekt zum Werk PIETÀ der Komponistin Lisa Streich wurde im Rahmen von Abenteuer Neue Musik im Herbst 2018 von Stephanie Pladeck mit Schüler:innen der Klasse 4b der Gemeinschaftsgrundschule Manderscheider Platz in Köln durchgeführt. Wesentliche Aspekte der Unterrichtsreihe sind neben der assoziativen und analytischen Annäherung an das Stück PIETÀ die affirmative und performative Auseinandersetzung mit der Musik sowie das kreative Entstehen eigener Klangerzeuger (präparierte Gegenstände und Instrumente) und Kompositionen nach dem Vorbild der Musik von Lisa Streich. Verbale und schriftliche Assoziationen, Bewegungen, Zeichnungen zur Musik sowie das Herstellen von Klangerzeugern und Verklanglichungen sind die zentralen Bestandteile der Unterrichtsarbeit. In deren Fokus stehen dabei die Arbeitsphasen in Gruppen bzw. Projektgruppen und die daran anschließenden Performances, die immer wieder mit der gesamten Lerngruppe reflektiert und überarbeitet werden.

Konzept

Didaktisch-methodischer Kommentar

Die Unterrichtsreihe beläuft sich auf neun Unterrichtseinheiten, die zwischen einer und vier Doppelstunden (à 90 Minuten) umgesetzt werden. Es bietet sich an, die Unterrichtsreihe in den Jahrgangsstufen 3 bis 7 durchzuführen. Um den Schülerinnen und Schülern einen didaktisch-methodischen Zugang zur Komposition PIETÀ und damit zum Thema neue Musik gewähren zu können, ist es sinnvoll, die Reihe in ihrer Gesamtheit zu realisieren. Je nach Vorkenntnissen und Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler sowie der thematischen Schwerpunktsetzung des Musikunterrichts ist es auch möglich, einzelne Projektinhalte als Schwerpunkte dem Kontext zu entnehmen. Da in jeder Unterrichtssequenz immer wieder die Rückführung zum konkreten Musikbeispiel PIETÀ (bzw. Ausschnitten) stattfindet, können auch einzelne Unterrichtsinhalte losgelöst vom Gesamtprojekt erarbeitet werden. Darüber hinaus ist es auch möglich, in Projektgruppen zu arbeiten. Die 1. bis 7. Unterrichtseinheit kann jeweils von einer Projektgruppe umgesetzt und den anderen SchülerInnen vorgestellt werden.

Die Unterrichtseinheiten sollten im Gesamtzusammenhang mithilfe der Reihentransparenz in der jeweiligen Lerngruppe im Klassenraum visualisiert werden. So erhalten die Schülerinnen und Schüler einen Überblick über den kompletten Unterrichtsgegenstand, aber auch einen Einblick in das Thema der jeweiligen Unterrichtseinheit. Die einzelnen Doppelstunden (90 Minuten) sind zeitlich sehr konzentriert. Um eine kreativ-explorative Erarbeitung des jeweiligen Unterrichtsgegenstandes auf den verschiedenen Ebenen zu sichern, sollte für die Arbeits- und Reflexionsphasen viel Zeit eingeplant werden. Die didaktisch-methodischen Schwerpunkte setzen sich aus den im Lehrplan verankerten Inhalten für den Musikunterricht zusammen: Musik hören, Musik machen, Musik umsetzen. In vielen Unterrichtseinheiten werden Präsentationen, Reflexionen/Feedbackrunden und Überarbeitungen stattfinden. Die Unterrichtsreihe hat somit sowohl einen prozess- als auch einen produktorientierten Charakter. Bei den Präsentationen, Performances und Feedbackrunden sollte auf eine respektvolle Aufführungs- und Feedbackkultur (siehe unten) geachtet werden.

Organisation/Sozialform

Einzel- und Partnerarbeit finden sich in einigen Unterrichtseinheiten wieder und sind auch in der Gruppenarbeit möglich. Für die Gruppenarbeit werden möglichst getrennte Räumlichkeiten benötigt, damit sich die Gruppen visuell und auditiv intensiv mit ihrer eigenen Arbeit beschäftigen können und nicht von der Arbeit der anderen Gruppen beeinflusst oder gestört werden. Ist dies nicht möglich, können je nach Unterrichtseinheit zwei bis drei Gruppen in einem Raum mit demselben Musikausschnitt arbeiten und sich auf Arbeits-/Besprechungs- und Probephasen einigen. Darüber hinaus sollten die Schülerinnen und Schüler mit Gruppenarbeiten vertraut sein. Ist dies nicht der Fall, können sogenannte Wächterkarten hinsichtlich Lautstärke-, Zeit-, Kriterienwächter, Dirigent, Schreiber etc. helfen. Die Arbeit mit den Karten sollte vorher eingeführt werden. Auch die kriteriengeleitete Arbeit (siehe unten) sowie die Feedbackkultur sollten den SchülerInnen vertraut sein.

Die Schülerinnen und Schüler arbeiten immer wieder in Partner- oder Gruppenarbeit mit der Musik von Lisa Streich. Daher sollten mehrere Audiogeräte zur Verfügung stehen. Da das Musikstück eine große Amplitude von piano bis forte aufweist, ist anzuraten, eine gute Verstärkungsmöglichkeit bereitzustellen. Besonders die leisen Musikabschnitte bedürfen einer guten technischen Ausstattung.

Das Interview

Hintergründe zur Biografie Lisa Streichs und zu ihrem Werk ermöglichen die entsprechenden Informationstexte sowie das Booklet zur CD. Im Rahmen des Projekts hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, Lisa Streich persönlich kennenzulernen und Fragen, die sie im Zuge der Auseinandersetzung mit der Musik gesammelt hatten, zu stellen. Um diesen direkten Bezug auch im Unterrichtsalltag herstellen zu können, kann das Interview (siehe Video "Fragerunde") gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern angeschaut werden. Dies ist innerhalb des Unterrichtsprojekts zu jedem Zeitpunkt möglich.

Kriteriengeleitete Arbeit

Die Arbeit mithilfe der Kriterien sichert inhaltlich die qualitativ-musikalische Umsetzung eines Unterrichtsgegenstandes und dient den SchülerInnen als Hilfsmittel. Die Kriterien sollten immer gemeinsam mit der Lerngruppe erarbeitet werden. Oft ergeben sich die Kriterien wie von selbst im Umgang mit dem Unterrichtsgegenstand. Die hier angegebenen Kriterien sind lediglich ein Vorschlag. Es ist möglich, mit den SchülerInnen vorab eigene Kriterien zu sammeln, aufzulisten und als Kriterienblatt in die Gruppenarbeit zu geben.

Während jeder Gruppenarbeit sollte sich die Gruppe ein bis drei Kriterien herausgreifen, mithilfe derer sie ihre Performance umsetzen möchte. Diese Kriterien werden den zuschauenden Schülerinnen und Schüler vor der Aufführung genannt, damit sie ihre Feedbacks zielgerichtet geben können.

Aufführungskultur

Der respektvolle Umgang mit Musik sowie mit Performances/Präsentationen der Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler sollte mit allen Beteiligten vorab thematisiert werden. Wenn Schülerinnen und Schüler ihre Ergebnisse in Form einer Performance präsentieren, ist das gleichzeitig die Präsentation einer anstrengenden, konzentrierten und prozessorientierten Arbeit. Die zuschauenden Schülerinnen und Schüler sollten dementsprechend vor und während der Präsentation/Performance sowie während der Feedbackrunde leise sein und zuhören/-schauen. Auch ein respektvoller Applaus am Ende der Performance sollte thematisiert werden.

Bevor eine Gruppe ihre Performance präsentiert, sollte die Drei-Sekunden-Regel gelten: Die präsentierende Gruppe ist für die Präsentation bereit (z.B. im Freeze), damit die Konzentration gewahrt bleibt. Die Zuschauer sind leise. Ein/e SchülerIn zählt mit den Fingern von 3 bis 0 langsam herunter. In dieser Zeit sind alle still. Dann beginnt die Gruppe mit der Performance. Nach der Performance spenden die Zuschauerinnen und Zuschauer respektvollen Beifall.

Feedbackkultur

Wenn man mit Schülerinnen und Schüler an Performances arbeitet, ist die Hinführung zu einer Feedbackkultur unerlässlich. Das Verstehen von Feedback als eine Bereicherung und Möglichkeit, die eigene Arbeit qualitativ zu überarbeiten und damit gleichzeitig mögliche Zufriedenheit herzustellen, ist ein wesentliches Ziel in der Erarbeitung von Performances und Reflexionsrunden mit den Schülerinnen und Schüler. Wenn die Feedbackkultur, wie hier beschrieben, einmal in einer Lerngruppe "installiert" ist, dann geschehen die Feedbackrunden fast wie von selbst und die Lehrkraft kann als ZuschauerIn agieren und den Redeanteil zurücknehmen.

Nach einer Präsentation/Performance haben die zuschauenden SchülerInnen die Möglichkeit, Fragen zu stellen und Lob und Tipps zu geben. Hilfreich ist es, wenn die Kriterien, die als Grundlage für die Arbeit an der Performance gedient haben, visuell gut sichtbar in der Nähe der Performance angebracht sind. Für das Feedback helfen auch die Frage-Lob-Tippkarten (Arbeitsblatt Reflexionskarten), die von den präsentierenden Schülerinnen und Schüler nach der Performance hochgehalten werden. In der Regel ist es hilfreich, drei Fragen, dreimal Lob und drei Tipps zuzulassen, damit die Weiterarbeit mithilfe dieses Feedbacks übersichtlich und realistisch umsetzbar ist. Lob und Tipps können von der Lehrkraft oder von einem/r Schüler/in notiert werden, damit die aufführende Gruppe mithilfe dieser Notizen in der nächsten Phase ihre Performance überarbeiten kann. Die zuschauenden SchülerInnen stellen ihre Fragen/geben ihr Lob/ihre Tipps respektvoll, positiv und zielführend immer im Hinblick auf die Kriterien, die für die Erarbeitung der Performance im Vordergrund standen. Hilfreiche Satzanfänge können hierbei wie Chuncks (feststehende Ausdrücke) mit der Lehrkraft eingeübt werden:

  • Lob: "Ich fand gut, dass…/ Mir hat gefallen, dass…"
  • Tipp: "Beim nächsten Mal könntet ihr darauf achten, dass…"

 

Hinweis zur Äußerung von Tipps

Schwierigkeiten ergeben sich häufig beim Äußern der Tipps. Oft verfallen Schülerinnen und Schüler automatisch in Negativformulierungen:

  • "Beim nächsten Mal könntet ihr weniger… / Beim nächsten Mal könntet ihr nicht…"

Dies soll zugunsten einer konstruktiven Rückmeldung, die der Gruppe zur Weiterarbeit hilft, vermieden werden. Als Hilfestellung kann die Lehrkraft immer wieder darauf hinweisen, dass die Begriffe "nicht" oder "weniger" ausgelassen werden sollen. Wichtig ist auch, einzelne Schülerinnen und Schüler aufgrund des Respekts vor der Privatsphäre in der Feedbackrunde zu schützen, indem Tipps allgemein formuliert werden können. Ein zusammenfassendes Beispiel:

  • "Beim nächsten Mal könntet ihr ALLE darauf achten, dass ihr die Bewegungen synchron macht."(Anstatt: "Beim nächsten Mal sollte Schüler/in X die Bewegungen nicht immer anders als die anderen Schülerinnen und Schüler machen.")

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