Das Thema Intonation spielt bei der Beschäftigung mit der Komposition eine wichtige Rolle, da die arabische Melodik auf Intervallen, die sich auch im mikrotonalen Bereich bewegen können, basiert. Da es Laien schwerfällt, innerhalb solch ungewohnter Intervallkombinationen zu singen, werden im Folgenden einige Konzepte und Übungen vorgestellt, die in der Folge auch für das Hören dieser Intervalle sensibilisieren soll. Saed Haddads Stück (hier der 1. Satz) wird, ebenso wie im voran gegangenen Workshopteil, erst im Anschluss an die Übungen gehört.
Jeder nimmt eine Tonhöhe von einem Instrument ab und memoriert den Ton, indem er ihn vor sich hin summt. Dabei geht jeder für etwa 2 Minuten spazieren. Zurückgekehrt vergleicht man den Ton mit der Ausgangstonhöhe (erst lange summen, dann spielen).
Variante: Alle bekommen die gleiche Tonhöhe, jeder versucht sich den Ton während seines kurzen Spaziergangs zu merken, ohne ihn laut vor sich hin zu summen. Zurückgekehrt, stimmen auf ein Zeichen alle ihre Ton-Erinnerung gleichzeitig laut an.
Alle Teilnehmer singen den gleichen Ton (zuvor die Tonhöhe vorgeben und den Ton anstimmen). Die Aufgabe besteht darin, den Ton minimal zu verlassen, leicht nach oben oder nach unten rutschen und wieder zurückzukehren. Der Workshop-Leiter sollte die Ausgangs-Tonhöhe beibehalten. Die Sänger können auch mit der Dynamik spielen: Wenn sie den Ton verlassen, können sie etwas lauter werden, wenn sie zurückkehren, wieder leiser. Auf ein Zeichen wird der so entstehende Cluster gehalten.
Die Gruppe summt einen Cluster. Nun wird die Gruppe halbiert und auf zwei Seiten des Raumes verteilt. Jeder Teilgruppe ist ein Dirigentenarm zugeteilt. Der Workshop-Leiter lässt die Tonhöhen der beiden Cluster nach unten und oben gleiten – gleichzeitig in eine Richtung, sodass man kaum einen Unterschied zwischen beiden Seiten wahrnimmt, oder auch versetzt.
Variante: Eine Gruppe wandert, die andere Seite bleibt auf einer Tonhöhe. Hier muss man darauf achten, dass sich die Tonhöhen nicht untereinander angleichen, sondern in einem Cluster-Klang bleiben. Beim Dirigieren kann man auch mit der Dynamik und den mit Dauern spielen.
Alle singen schwankende Töne, minimale Glissandi in schwankendem Tempo, mal schneller, mal langsamer. Die Klangfarbe verändern, indem zunächst gesummt, dann mit geöffnetem Mund gesungen wird.
Ein Dirigent skizziert einen Melodiebogen und versucht dabei, vielfältige und kleine Verzierungen darzustellen. Die Teilnehmer versuchen, diesen Bogen gesanglich umzusetzen. Dies kann man in der Gruppe, aber auch für Mutige solistisch versuchen. Hier sollte man unbedingt verschiedene Dirigenten aus dem Teilnehmerkreis einsetzen.
Im Anschluss an die Übungen wird nun der 1. Satz ["Lirico"] aus den Deux Visages de l´Orient gemeinsam angehört. Zur Vertiefung der hörenden Beobachtungen, kann beim zweiten Hören auch ein Mitlesen der Partitur dienen. Es empfiehlt sich nun ein Austausch über die gemeinsame Hörerfahrung im Zusammenhang mit den vorangegangenen praktischen Übungen. Sicher ergeben sich Detailbeobachtungen, die vom Workshop-Leiter durch zusätzliche Informationen ergänzt werden können.
[Vergleiche Arbeitsblatt "Analyse-Schlaglichter" sowie den musikwissenschaftlichen Einführungstext von Doris Kösterke]
An dieser Stelle ist es sinnvoll, auf einige Phänomene der traditionellen arabischen Musik einzugehen und diese gemeinsam mit den Teilnehmern in einen Zusammenhang mit Saed Haddads Komposition zu stellen.
Arbeitsblatt "Einführung in die Arabische Musik"