Unterrichtseinheit 9

Übersicht

Thema: Klangerzeuger/Instrumente herstellen; Exploration von Klängen; Kompositionen/Musikstücke entwickeln und präsentieren

Ziel: Gegenstände oder Instrumente mithilfe verschiedener Materialien präparieren, deren Klänge entdecken und durch Umbau verändern sowie eigene Kompositionen mit präparierten Instrumenten erfinden, notieren und präsentieren

Zeit: 6-10 Doppelstunden

Lehrplanbezug: Musik machen – mit Instrumenten improvisieren und experimentieren, Musik auf Instrumenten spielen; Musik hören – Notationselemente verwenden, Wirkungen von Musik erfahren, Musik in ihrer Vielfalt begegnen

Methode: Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit

Material:

  • unterschiedliche Materialien (Gummibänder, Klammern, Nadeln, Nägel, Holzstücke, Sand, Kies, Kartons, Heißkleber, Tape, Klebeband, Knöpfe, Perlen, Kugeln etc.) 
  • Alltagsgegenstände (Gläser, Milchpackungen, Plastikpapiere, Bügel etc.)
  • ausrangierte Musikinstrumente (sämtliche Perkussionsinstrumente, Streichinstrumentenkorpusse, Blasinstrumente etc.)
  • Alltagsgegenstände, die mechanisch oder elektronisch Geräusche produzieren (Uhren, Wecker, Eieruhren, Kaffeemaschinen, Toaster etc.)
  • 09 Arbeitsblatt_1
  • 09 Arbeitsblatt_2
  • 09 Arbeitsblatt_3
  • 09 Arbeitsblatt_4
  • 09 Hilfeblatt
  • 09 Kompositionen Kinder

Ablauf

Die Schüler:innen kreieren aus gesammelten Materialien, Gegenständen und Instrumenten durch Präparieren ebendieser eigene Klangerzeuger mit einem erweiterten Klangspektrum. Hierbei können sie mithilfe der Materialien sowohl mechanische als auch elektronische Ergänzungen an den Gegenständen und Instrumenten vornehmen. Sie experimentieren und improvisieren mit den von ihnen erstellten Klangerzeugern, ergänzen Materialien und erschaffen somit neue klangfacettenreiche Instrumente. Gemeinsam mit anderen Schüler:innen entwickeln sie mit diesen Klangerzeugern Kompositionen und präsentieren diese anschließend.

Didaktisch-methodischer Kommentar

In den finalen Unterrichtseinheiten findet eine sehr praxisorientierte Arbeit statt. Zunächst bedarf es eines großen Fundus an Materialien, Gegenständen und Musikinstrumenten. In obiger Materialliste sind dafür Beispiele genannt. Optimal wäre es, ausrangierte Musikinstrumente als Basis für die entstehenden Klangerzeuger zur Verfügung zu haben. Eventuell könnte man diesbezüglich bei anderen Schulen oder Musikschulen anfragen. Es bietet sich an, diese Materialien bereits zu Beginn der gesamten Unterrichtsreihe an einem Ort im Klassenraum zu sammeln, damit die SchülerInnen bereits beim Start der Unterrichtseinheit Zugriff darauf haben.

Alltagsgegenstände oder Musikinstrumente mit Resonanzkörper haben den Vorteil, mannigfaltige Klänge produzieren und aus- bzw. umgebaut werden zu können. Daher bietet es sich an, falls vorhanden, ebendiese als Basisklangkörper zu wählen und sie zu präparieren. Ebenso können Gegenstände, die mechanische oder elektronische Geräusche produzieren (siehe oben), präpariert oder aber auch nicht-präpariert (siehe Unterrichtseinheit 8) in die Komposition eingebaut werden. Als Grundlage der Arbeit sollte mit den SchülerInnen immer wieder der Rückbezug zu dem Musikstück von Lisa Streich, aber auch von György Ligeti gemacht werden.

Basisklangkörper, Materialien, Klänge, Präparation

Ein möglicher Einstieg in die erste Unterrichtseinheit ist das Betrachten des motorisierten Cellos von Lisa Streich (evtl. mithilfe der Fotos, 4. Unterrichtseinheit) und die gemeinsame Überlegung, wie und mit welchen Materialien die Komponistin das Cello präpariert hat. Dabei ist hervorzuheben, dass Lisa Streich das Cello mit Alltagsgegenständen (Gummibändern, Kordeln, Papierschnipseln, Blechdose etc.) sowie mit Motoren präpariert hat; dies könnte eine mögliche Hilfestellung für das Präparieren der eigenen Instrumente sein. Vor allem soll dabei deutlich werden, dass jedes Material in Kombination mit dem Basisklangkörper, aber auch mit anderen Materialien unterschiedliche Klänge hervorbringen kann. Die SchülerInnen sollten daher zunächst einmal einen Basisklangkörper wählen, den sie präparieren möchten und in einer freien, explorativen Arbeitsphase mit den verschiedenen Materialien am Basisklangkörper experimentieren können. Ziel ist es, möglichst mannigfaltige, oder auch weniger charismatische Klänge zu produzieren.

Der Verweis auf die zuvor erarbeiteten Klangmöglichkeiten (Plakate, 8. Unterrichtseinheit) kann als Hilfestellung dienen. Basisklangkörper können sowohl die Musikinstrumente als auch funktionstüchtige oder -untüchtige Alltagsgegenstände sein, die bereits Klänge produzieren (Wecker, Toaster etc.). Das Präparieren ist in Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit an einem Klangkörper möglich. Die SchülerInnen haben die Möglichkeit, entweder durch Experimentieren mit dem Material und den dabei entstehenden Klängen zu arbeiten oder das Arbeitsblatt 1 zur Planungshilfe hinzuzunehmen (Skizze anfertigen, Materialüberlegungen). Materialien dürfen hierbei immer wieder verändert und neue Klänge elaboriert werden. Den SchülerInnen soll viel Zeit und Raum für das Ausprobieren, Erzeugen und Hören der verschiedenen Klänge gegeben werden. In dieser Arbeitsphase können immer wieder Feedbackrunden stattfinden, in denen die Zwischenergebnisse vorgestellt werden. Tipps aus dem Plenum können für die Weiterarbeit am eigenen Klangerzeuger hilfreich sein.

Kompositionen/Musikstücke erfinden, notieren, üben und präsentieren

Wenn die Klangerzeuger fertiggestellt sind, werden in der zweiten Unterrichtseinheit die Kompositionen erarbeitet. Zu Beginn dieser Unterrichtseinheit ist es wichtig, dass die Kriterien für die Komposition gemeinsam mit den SchülerInnen festgelegt werden. Diese Kriterien dienen dazu, die wichtigsten Basis-Eigenschaften der eigenen Komposition festzulegen und damit das Erstellen der Komposition qualitativ zu sichern sowie den Prozess zielgerichtet zu strukturieren. Das Hören von PIETÀ kann hierfür noch einmal hilfreich sein.

Unter dem Aspekt «Welche Eigenschaften hat die Musik von Lisa Streich?» können die SchülerInnen die Kriterien sammeln. Eine Auswahl möglicher Kriterien ist auf dem Arbeitsblatt 2 zusammengefasst. Diese können aber auch von der jeweiligen Lerngruppe ergänzt werden oder auch anders ausfallen. Es obliegt der Lehrkraft und der Lerngruppe, welche Kriterien letztendlich in den Kompositionen umgesetzt werden sollen. Wahlweise können hier ein Kriterium, einzelne, ausgewählte Kriterien oder aber auch alle Kriterien in der Komposition berücksichtigt werden. In unserer Unterrichtseinheit haben die SchülerInnen versucht, alle Kriterien in ihre Kompositionen einzubringen. Ob die SchülerInnen alleine, zu zweit oder in der Gruppe eine Komposition erstellen und eine Aufführung planen, sei freigestellt. In einer Einzelarbeit ist es allerdings sehr anspruchsvoll, alle erarbeiteten Kriterien in die Komposition einzubringen. Die Arbeitsblätter 3 (Arbeitsauftrag) und 4 (Kriterienblatt) dienen als Hilfestellung für die Gruppenarbeit. Zunächst stellen sich die SchülerInnen die angefertigten Klangerzeuger und deren Klänge gegenseitig vor. Danach wird entschieden, welche Klänge in die Komposition eingebracht werden sollen. Bei der Arbeit steht vor allem das Zusammenstellen der einzelnen Klänge und deren Reihenfolge in der Komposition im Vordergrund. Die SchülerInnen probieren gemeinsam aus, lassen die Klänge zusammenwirken, setzen sie in Beziehung zueinander und lassen so ihre Komposition entstehen. Dabei achten sie auf die zuvor erarbeiteten Kriterien. Die Ergebnisse können dabei schriftlich fixiert werden. In der im Beispiel durchgeführten Unterrichtsreihe haben die SchülerInnen eigene Notationsformen zur Sicherung der Komposition gewählt (siehe Fotos). SchülerInnen mit dezidierter musikalischer Vorerfahrung können auch dazu angehalten werden, ihre Ergebnisse im klassischen Notensystem festzuhalten. Wichtig ist, dass in diesem Arbeitsprozess der Fokus auf der Exploration und dem Erstellen der Komposition liegt und weniger auf der schriftlichen Fixierung. Letztere lenkt oft vom kreativen Prozess ab. Die schriftliche Form der Komposition kann eine Gedankenstütze für die Aufführung sein.

Der Motor

In Lisa Streichs Musik stehen die Geräusche der Motoren im Zentrum der Komposition. Es wird besonders mit jüngeren SchülerInnen nicht so leicht sein, elektronische Gegenstände einzusetzen, die wiederkehrende Geräusche produzieren. Um dennoch den Aspekt des Motors auch in die SchülerInnenkompositionen einbringen zu können, besteht die Möglichkeit, entweder die sich wiederholenden Klänge mit mechanischen Gegenständen (z. B. Küchenuhren, Wecker etc.) zu erzeugen oder ein Geräusch des eigenen Klangerzeugers mehrmals zu wiederholen, um das ‚Motorenphänomen‘ nachzuahmen.

Die entstandenen Kompositionen werden nun geübt und anschließend den anderen SchülerInnen in einer Performance präsentiert. Anschließend geben die zuschauenden SchülerInnen in der Feedbackrunde Lob und Tipps, die die Performancegruppe in die Weiterarbeit einbringen kann.

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