Das Musikmachen mit Alltagsgegenständen kennen viele Schülerinnen und Schüler im Zusammenhang mit der bereits seit den 1990er Jahren weltweit erfolgreichen britischen Formation STOMP. Natürlich gehört diese Musik aufgrund der überwiegend rhythmisch konventionellen Gestaltung eher zum Bereich der Popmusik und hat ansonsten wenig mit neuer Musik zu tun. Sehenswert und spannende Parallelen zu "Run Time Error" sind die Einbeziehung des Raumes und die parcoursartige Form wie sie in "STOMP KITCHEN" (in vielen Varianten auf Youtube veröffentlicht) zu beobachten sind.
Bevor man also mit dem Experimentieren mit Alltagsgegenständen als Musikinstrumenten einsteigt, bietet sich die Auseinandersetzung mit "Stomp Kitchen" durchaus an. In "stompartiger" Weise können die Schülerinnen und Schüler dann mit der "Mäppchenmusik" (s. u.) eine erste kompositorische Gestaltungsaufgabe in Gruppen bearbeiten und Erfahrungen mit der kreativen Klangfindung und der formalen Organisation ihrer Ideen machen. Die Vorgehensweise bei der kompositorischen Gestaltungsarbeit ist hier wie in vielen anderen Zusammenhängen ähnlich und lässt sich in folgenden Schritten organisieren:
Als Ausgangspunkt und einzige Quelle für das Klangmaterial dient das Mäppchen (hier gibt es möglicherweise alle möglichen Versionen, vom traditionellen Stoffmäppchen bis hin zur Holz – oder Blechdose). Eine Gruppe (nicht mehr als 4 - 6 Spielerinnen und Spieler) sitzt um einen Tisch als Spielfläche herum und untersucht das Mäppchen hinsichtlich seiner Klangerzeugungsmöglichkeiten (z.B. mit Reißverschlüsse Scratch-Klänge erzeugen, mit Stiftdeckeln pfeifen, Bleistifte als Schlagzeugsticks verwenden, Scherenklicken, Kugelschreiberklicken, mit Linealen an der Tischkante schnarren, das ganze Mäppchen schütteln, etc.). Wenn möglichst viele Klangmöglichkeiten gefunden und ausprobiert worden sind, versucht die Gruppe einen formalen Ablauf zu gestalten. Dabei können natürlich auch szenische Elemente einfließen (z.B. alle beginnen mit dem Ausleeren des Mäppchens oder enden mit hektischem Einpacken des Mäppchens). Die Schülerinnen und Schüler sind hier der Erfahrung nach sehr erfinderisch, daher sollte man die Vorgaben bewusst offen halten. Sollte eine Gruppe dennoch Schwierigkeiten haben eine Form zu entwickeln, kann man Gestaltungstipps geben (z.B. mit einem gemeinsamen Puls beginnen; die Klangmöglichkeiten möglichst synchronisieren, indem alle mit dem Reißverschluss scratchen oder zweistimmig mit zwei Klangarten spielen; eine Steigerung, eine Entwicklung versuchen, etc.). Die verschiedenen Mäppchen-Stücke können am Ende präsentiert werden. Empfehlenswert ist es, die Ergebnisse in einer Ton- oder Videoaufnahme festzuhalten.
Das Video sollte man beim wiederholten Sehen mit der Bearbeitung der Fragen auf dem Arbeitsblatt 1 flankieren. Die Ergebnisse können entweder von der Lehrkraft ausgewertet werden (Zeitersparnis) oder werden im Anschluss mit den Schülerinnen und Schülern im Unterricht besprochen. Dabei lassen sich die dem Werk zugrundeliegenden Regeln grob erarbeiten, ohne dass sie bereits hier explizit formuliert werden müssen. (Dies erfolgt ohnehin später mit der Gestaltungsaufgabe auf Arbeitsblatt 2). Der fünfminütige Porträtfilm von Johannes List über Simon Steen-Andersen bietet hierzu eine lohnenswerte Ergänzung.