Warm-ups

Den Einstieg bilden einige "Warm-ups" (Vor-Übungen), die bereits wichtige Elemente aus der Komposition enthalten und vorbereiten. 

In spielerisch ausgerichteten Konzepten und Übungen zu kleineren Improvisationen mit Stimme und Instrumenten geht es um musikalische Elementarerfahrungen.

 

Angefangen am Scheitel über das Gesicht bis zu den Fußspitzen klopft sich jeder mit zwei Händen behutsam ab. An weniger empfindlichen Stellen (Schultern,  Beine,...) darf es ruhig etwas stärker sein, das Klopfen kann zum schnellen Tremolieren werden. Die Spielleiterin lenkt die Bewegungsrichtung, sodass alle Spielerinnen und Spieler die gleichen Körperstellen klopfen.
Von den Fußspitzen geht es wieder nach oben, diesmal auf der Körperrückseite. Sobald das Klopfen den Brustkorb, bzw. Rücken erreicht, soll mit geöffnetem Mund ein kräftiger Ton gesungen werden.
Alle drehen sich nach rechts und haben somit die Rückseite ihres Kreisnachbarn vor sich. Jede(r) Spieler/in klopft die/den vor sich stehende Mitspieler/in und wird zugleich von der/dem hinter ihr stehenden geklopft.  Neben dem Hinweis, auf sich selbst und den anderen stets aufzupassen, soll die Aufmerksamkeit auch auf den Klang gelenkt werden, der sich je nach Körperpartie verändert.

Diese Übung dient sowohl als Warm-up als auch bereits für erste Körperklangversuche.

Die Spielerinnen und Spieler stehen im Kreis und massieren zunächst mit den Fingerspitzen ihre Kopfhaut und danach ihr Gesicht. Das Massieren geht nun in ein sanftes Kneten über und sollte mit einem kurzen Innehalten bei geschlossenen Augen enden. Ohne die Hände wird jetzt das Gesicht so stark wie möglich zusammengezogen ( es kann helfen sich vorzustellen, wie man in eine saftige Zitrone oder eine unreife Pflaume hineinbeißt).

Danach die Gegenbewegung, also das Gesicht so weit wie möglich öffnen, alles aufreißen: Augen, Mund, Nasenlöcher (Ohren). Nun wird das Gesicht geteilt: die obere Hälfte zieht sich zusammen, die untere wird aufgerissen und umgekehrt. Die hierbei entstehenden grotesken Grimassen jeweils einen Moment halten, sich umschauen ohne "das Gesicht zu verlieren". Nun versucht jede/r einen passenden Körper zu seinem verzerrten Gesicht zu finden, indem sie/er seine Haltung entsprechend verändert. Dieser eigenwillige Körper kann sich nun in genauso eigenwilliger Weise durch den Raum bewegen. Jetzt erfinden die Spielerinnen und Spieler zu ihrer Figur passende Laute, vielleicht sogar eine eigene Sprache. Begegnen sie einander, können sie sich unterhalten, miteinander spielen.

Alle Spielerinnen und Spieler stehen im Kreis, sehr eng Schulter an Schulter nebeneinander und schauen auf den Boden. Eine Person zählt laut und auf drei heben alle die Köpfe, sie müssen jedoch vorher innerlich festgelegt haben, in welche Richtung und wen sie anschauen wollen und sie sollten dann auch die Blickrichtung nicht mehr verändern.

Treffen sich nun die Blicke zweier Spielerinnen und Spieler, so schreien sie einmal so laut sie können auf und verlassen damit den Kreis. Dies wird solange wiederholt, bis nur noch zwei Spielerinnen und Spieler übrig bleiben. Das Einzählen und Kreis schließen sollte sehr zügig und ohne Kommentare erfolgen, um die Spontaneität und die Spannung der Schreie zu erhalten.

Die Spielerinnen und Spieler stehen im Kreis. Ein/e Spieler/in schickt nach rechts ein ausdrucksstarkes erschrecktes "Huch" des Klangdiebes, der gerade auf frischer Tat ertappt wurde. Der Laut setzt sich als Kettenreaktion durch den ganzen Kreis fort. Kurz danach schickt die/der gleiche Spieler/in ein triumphierendes "Ha!" des Klangpolizisten in gleicher Weise sich fortsetzend hinter dem Klangdieb her und die Spielerinnen und Spieler im Kreis versuchen nun, die beiden gegensätzlichen Laute so schnell im Kreis herumzuschicken, dass es dem Polizisten fast gelingt, den Dieb einzuholen.

Eine Variante ist es, die beiden in von einer/einem Spieler/in aus in die entgegen gesetzte Richtung zu schicken, sodass sie sich möglicherweise in einer/einem Spieler/in treffen und wieder aneinander vorbei rennen. Hier kommt es auf Reaktionsschnelle an und man sollte darauf achten, dass die unterschiedlichen Klänge sehr differenziert hervorgebracht werden, was man vor dem Kreisspiel mit der Gruppe auch zunächst rein akustisch, statisch üben kann.

Die Spielerinnen und Spieler verteilen sich im Raum und beginnen ohne Unterbrechung Konsonanten zu sprechen. Es darf kein Vokal zu hören sein. Die Konsonanten sollten sehr deutlich und scharf artikuliert werden, sodass ein zischender, knacksender Lautteppich entsteht.

Eine Spielerin geht langsam durch den Raum und berührt nach und nach jede Spielerin, welche darufhin zu summen beginnt (möglichst keine bekannten Melodien oder markanten Rhythmen, einzelne lose verbundene Töne unterschiedlicher Tonhöhe), bis sich der Konsonantenteppich in einen Summteppich verwandelt hat.  Dies sollte nicht zu schnell gehen, auch ist es sehr wirkungsvoll, wenn die Verwandlung von sehr unterschiedlichen Punkten des Raumes aus geschieht.

Musikalische Elementarerfahrungen:

Spannung, Entspannung
Klangflächen, statische oder sich verwandelnde
Kontrast, Extreme
Dissonanzen herstellen aushalten
Unterschiedliche Texturen, „mikropolyphon“, dicht, offen
Freie Melodik
Raumklang
Klangfarben, verschiedene Besetzungen
Solo, Tutti
„Basso continuo“, Ostinato mit tiefen Instrumenten
Form, Struktur
Temposchwankungen
Taktwechsel

Ziel des Verlaufsschrittes

Die Vorübungen werden später als musikalisches Material in die Gestaltungsphase einfließen – sind also bereits jetzt mehr als bloßer spielerischer Einstieg. Sie dienen vor allem dazu, Hemmungen abzubauen und  Stimme bzw. Instrument in der Gruppe auf klanglich ungewohnte Weise einzusetzen.

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