Produktionsorientierte Projektarbeit ist ein häufig und gerne verfolgter musikpädagogischer Weg, um Schülerinnen und Schülern einen Zugang zu der ihnen meist unvertrauten Ausdruckswelt der neuen Musik zu eröffnen. Mit ihm ist die Erwartung verknüpft, dass die Schülerinnen und Schüler gerade in der handgreiflichen kreativen Arbeit eine besonders intensive und umfassende Vertrautheit zu den Klangmaterialien und deren musiksprachlichen Artikulationsformen aufbauen können. Idealerweise sind hierbei sinnliche Wahrnehmung, gedankliche Reflexion und praktisches Tun aufs Engste miteinander verwoben: Musikalische Gestaltungsprozesse schärfen das Hören, insofern es ständig als Kontrollinstanz des eigenen Tuns fungiert; es trägt zugleich zur Entschlüsselung musikalischer Sinnpotentiale bei, indem es musikalische Strukturen in haptische und motorische Gesten und Prozesse übersetzt und ihnen somit eine unmittelbar erfahrbare Körperlichkeit verleiht. Andererseits wäre musikalische Praxis taub und blind, wenn sie sich im bloßen Aktionismus erschöpfte, ohne auf ihre Ziele, ihre Wirkungen sowie auf die Bedeutung des von ihr Hervorgebrachten zu reflektieren.
Damit ist allerdings auch eine Gefahr derartiger Projekte benannt: Häufig verschiebt sich im zeitlich streng getakteten schulischen Alltag das Gleichgewicht zwischen Rezeption, Reflexion und Produktion hin zu einer "handlungsorientierten Klangbastelei" (Matthias Handschick, Verweigerung als Ausgangspunkt, Seite 79), bei der auch die Kriterien für die ästhetische Differenz zwischen dem technischen wie musikalischen Anspruch der ausgearbeiteten Werke professioneller Komponisten und den kreativen Versuchen der Schülerinnen und Schüler allzu leicht aus dem Blick geraten; das weitverbreitete Vorurteil, in der neuen Musik könne man ja sowieso machen, was man wolle, wird dann durch die praktische Arbeit eher zementiert als infrage gestellt.
Produktionsorientierte Unterrichtsprojekte machen Spaß und bringen zweifellos Abwechslung in den Schulalltag; blenden sie dabei aber alles Sperrige, Widerständige des ästhetischen Gegenstandes aus, so erweisen sie sich bald als gut gemeinte «Vermeidungsstrategien», die das Hör- und Urteilsvermögen der Schülerinnen und Schüler schwerlich nachhaltig zu erweitern vermögen. Um dieser Gefahr entgegenzuwirken, sollen im Projekt rezeptive, reflexive und produktive Vorgehensweisen stets eng auf einander bezogen werden.
Im Falle von Luís Antunes Penas "Três quadros sobre pedra" liegt ein produktionsorientierter Ansatz nun allerdings schon deshalb nahe, weil das Stück selbst sich kompositorisch in der Art musikalischer Etüden Satz für Satz auf bestimmte elementare Aspekte der Klangerzeugung konzentriert und diese mit bestimmten musikalischen Gestaltungsprinzipien verknüpft. Indem der Komponist dabei auf jegliche anekdotischen oder narrativen Elemente verzichtet, fokussiert er die Hörwahrnehmung umso mehr auf grundlegende innermusikalische Gestaltungsprinzipien: Wiederholung, Variation, Entwicklung.
Aufgrund ihrer Prägnanz und Überschaubarkeit sind die kompositorischen Prinzipien der drei Sätze auch im Musikunterricht erschließbar, ohne dabei die Musik durch die stets notwendige didaktische Reduktion zur Unkenntlichkeit zu entstellen, und bieten konzise Modelle für scharf umgrenzte Produktionsaufgaben.