Die Klangcharakteristik von Mikrointervallen, die in allen fünf Sätzen der "Fiktiven Tänze" verwendet werden und die Harmonik der Musik nachhaltig prägen, können Schüler:innen anhand eigener Improvisationen oder Kompositionen für verschiedene Instrumente erfahren.
Möglich sind fast alle, auch selbstgebaute Saiteninstrumente, Gläserspiele aus unterschiedlich stark angefüllten Weingläsern, die wie Glockenspiele angeschlagen werden, oder programmierbare Keyboards bzw. Synthesizer.
Am Hans-Thoma-Gymnasium in Lörrach stand uns ein besonderes Saiteninstrument zur Verfügung, das dazu konzipiert ist, in der Unterrichtseinheit "Akustik" den Zusammenhang zwischen Saitenteilung und Intervall- bzw. Frequenzverhältnissen zu veranschaulichen. Es verfügt über 12 Saiten, die sehr frei und in großem Umfang gegeneinander verstimmbar sind. (Videobeispiel).
Die Möglichkeiten der Klavierpräparation sind ebenfalls am nachhaltigsten zu vermitteln, wenn sie in kleinen Gruppen von drei bis fünf Schülerinnen und Schülern selbstständig experimentell erkundet werden. Gearbeitet wird dabei mit zerschnittenen Radiergummis, Papierstreifen, Plastikfolien und anderem im geöffneten Flügel (Videobeispiel).
Die Improvisation auf dem präparierten Klavier, die die Schülerinnen und Schüler der Klasse 7c des Hans-Thoma-Gymnasiums Lörrach durchgeführt haben, erfolgt zunächst begleitend zum 1. Satz der "Fiktiven Tänze". Diese Praxis wurde von Arnulf Herrmann ausdrücklich autorisiert. Die Notwendigkeit, sich in eine gegebene Klangwelt einzuordnen, erfordert einerseits besondere Sensibilität, hilft aber auch dabei, Spielhemmungen abzubauen.
Erst in einem zweiten Schritt erfolgte die Improvisation auf dem präparierten Klavier ohne Hintergrund.
Die Rhythmik der "Fiktiven Tänze" basiert häufig auf komplexen Überlagerungen einfacher, oft sogar ganz regelmäßiger Strukturen. Diesem Prinzip kann man sich mit Schüler:innen anhand einer Gruppenimprovisation, der wir den Arbeitstitel "Monsterparade" gegeben haben, annähern:
Jede:r wählt einen oder mehrere Klangerzeuger (Musikinstrumente oder andere Gegenstände, denen sich Klänge bzw. Geräusche entlocken lassen) und sucht sich einen bestimmten Standort im Raum. Erzeugt werden gleichmäßig pulsierende Klänge und Geräusche, die leise einsetzen, dynamisch anschwellen und dann wieder verebben. Jede:r wählt das Tempo seines Pulses selbst, versucht aber, für jede an- und abschwellende Geräuschfolge das einmal gewählte Tempo zu halten.
Reizvoll sind verschrobene und eigenwillige, besonders skurrile Klangereignisse. Die Vorstellung, es handele sich dabei um kleine Monster, die in einer Art Parade mit mechanischen Bewegungen den Raum durchqueren und wieder verschwinden, ist sowohl der Phantasie beim Erfinden der Klänge als auch der Konzentration auf das gewählte Tempo förderlich (Videobeispiel).
Jede:r sollte zwischen den einzelnen Monstern, die er nacheinander auf den Weg schickt, ausgiebige Pausen machen. Bei größeren Gruppen kann die Zahl der Monster auf drei pro Person beschränkt werden. Spannend ist es jedoch auch, die Gruppe selbst zu einem Ende finden zu lassen.