Der 2. Satz der "Fiktiven Tänze" weist einige Taktarten auf, die den meisten Schüler:innen noch nicht begegnet sein dürften, z.B.: 1/16+1/4+1/8 oder 1/4+3/16+1/8. Um diese Taktarten mental realisieren zu können, ist es nötig, dass die Schüler:innen alle Zählzeiten auf den gemeinsamen 16tel-Nenner bringen und sie als (3+4+2)/16 oder (4+3+2)/16 begreifen lernen. In solcher Strukturierung lassen sich zusammengesetzte Metren sowohl mental realisieren als auch körperlich umsetzen.
Bevor Schüler:innen jedoch mit zusammengesetzten Metren konfrontiert werden, sollten sie regelmäßige Metren in präzise Bewegungsabläufe umsetzen können. Als Aufwärmübungen empfehlen sich daher einfache Modelle im 4/4-Takt, die sich im Kreis stehen
Verfolgt man diese vier Bewegungsmodelle jeweils zwei Takte lang, so ergibt sich ein kleiner achttaktiger Tanz (Videobeispiel), der sich mit einem einfachen Kadenzmodell am Klavier begleiten lässt (Arbeitsblatt 2).
Die Verinnerlichung eines solchen regelmäßigen Metrums ist Voraussetzung für die folgenden Übungen mit zusammengesetzten Metren. Zunächst werden die Viertelschläge als "gerader Marsch" im Kreis herum gelaufen (Videobeispiel). Dabei sollen die Schüler:innen jeden Schritt bereits gedanklich in vier Sechzehntel unterteilen.
Im Anschluss daran können zusammengesetzte Metren als "ungerade" oder "hinkende" Märsche dargestellt werden. Bei dem Modell 4/16+3/16 fallen jeweils gleiche Dauern auf dasselbe Bein (Videobeispiel), während bei dem Modell 2/16+3/16+4/16 jede einzelne Dauer fortwährend vom einen auf das andere Bein wechselt (VS 6). Diese Übung erfordert bereits eine gute Körperkontrolle. Auch die ungeraden Märsche lassen sich ganz einfach am Klavier begleiten (Arbeitsblatt 3).
Eine ganz andere und viel freiere Möglichkeit, sich den "Fiktiven Tänzen" über das körperliche Empfinden zu nähern, besteht in der Durchführung von Bewegungsimprovisationen, für die sich der 3. und der 4. Satz anbieten:
Die Schüler:innen, die sich an der Übung beteiligen wollen, sitzen auf Stühlen und führen ihre Bewegungsimprovisationen zum 3. und zum 4. Satz der "Fiktiven Tänze" mit dem Oberkörper, den Armen, Händen und Fingern durch. Die Improvisatoren lassen sich von der Vorstellung leiten, dass sie fleischfressende Pflanzen seien, die mit ihren Fängen ihre Umwelt nach Essbarem absuchen.
Als vorteilhaft hat es sich erwiesen, den beteiligten Schüler:innen die Augen zu verbinden. Dadurch erhöht sich die Konzentration auf die Musik und die Bewegungen werden vorsichtiger und besser geführt. Außerdem hilft diese Maßnahme den Schüler:innen, sich in die Situation der ebenfalls blinden fleischfressenden Pflanze hineinzuversetzen und wirkt altersspezifischen Hemmungen im Umgang mit dem eigenen Körper entgegen.
Allerdings sollten nur Freiwillige an dieser Übung teilnehmen, da die Situation, beobachtet zu werden, ohne selbst sehen zu können, auch als unangenehm empfunden werden kann (Videobeispiel).