Annesley Black hat kurze Klangbeispiele, aus einer breiten Auswahl von akribisch untersuchten Soundtracks von Martial-Arts-Filmen entnommen und sie nach melodischen, rhythmischen, formalen und dynamischen Gesichtspunkten geordnet. Diese Tracks sind teilweise nur wenige Sekunden lang. Sie waren Grundlage für die kompositorische Arbeit der Jugendlichen, die nach bestimmten Vorgaben daraus eigene vokale und instrumentale Stücke entwickeln sollten. Hier soll dies an einem Beispiel gezeigt werden, das dann Grundlage einer eigenen Version werden kann.
Zunächst also die Beschreibung der Version in Flowers of Carnage: Track 15 war Ausgangspunkt für drei verschiedene instrumentale Versionen eines kleinen Ensembles (Klavier, Becken, zwei Geigen, Blockflöte).
In der ersten Version versuchen die Musikerinnen und Musiker den Klang instrumental abzubilden, was zwangsläufig zu einer Verfremdung führt, da das Ausgangsmaterial überwiegend vokal mit einzelnen Geräuschanteilen ist. In der zweiten Version versuchen die Musikerinnen und Musiker, einzelne Elemente als kurze Loops zu wiederholen. Besonders auch die extreme Kürze (4 Sekunden) des Ursprungstracks lässt sich kaum in die eigene Version übertragen, im Gegenteil ergibt sich aus einer starken Dehnung des Tempos (slowmotion) eine weitere Variationsmöglichkeit. [s. Black Gruppe III]
Das so im kleinen Ensemble entwickelte Material wurde nun auf das ganze Orchester übertragen (ohne Notation, durch Vor- und Nachspielen):
Das erste dreiteilige Klangelement besteht aus einem tiefen kurzen Impuls und einem etwas längeren, sehr hohen und schrillen Clusterklang, der sich dann wieder zum kurzen tiefen Klang zusammenzieht. (kurz – lang – kurz/ tief – hoch – tief/ weniger dissonant – schrill dissonant – weniger dissonant/ leise – laut - leise).
Dieses Material wurde im Schlussteil des Stückes wieder aufgegriffen: Eine Spielerin dirigiert das Orchester mit einem Regenschirm (eine Referenz an Szenen im Film). Dabei zeigt der geschlossene, waagerecht gehaltene Schirm den ersten (tiefen) Klang an, der geöffnete Schirm den zweiten (schrillen hohen) Klang, der nach unten gerichtete geschlossene Schirm bedeutet Pause. Die Dirigentin bewirkt nun eine weitere Transformation, indem sie das Tempo der beiden Klangqualitäten nach und nach umdreht. Am Ende ist der waagrecht gehaltene Schirm lange geschlossen und öffnet sich sehr kurz, was dann zu schnellen, schrill hohen Clusterimpulsen führt.