Sensibilisierung für Klang: Der Aktionstag

Der Alltag für Schülerinnen und Schüler ist in der Regel durch eine Vielzahl von Fächern, unterschiedliche Anforderungen und Lehrertypen bestimmt. Gerade bei kreativen Tätigkeiten ist ein starrer Stundenplan meist hinderlich. Deswegen sind sie über einen Aktionstag, bei dem sie "nur" Musikunterricht haben und endlich einmal über einen längeren Zeitraum an ihren Kompositionen arbeiten können, ausgesprochen dankbar. Auch der Lehrer hat an diesem Tag die Möglichkeit, sich jeder Gruppe ausführlich zu widmen und ihnen so konkrete Rückmeldung geben zu können.

Als Einstieg in den Tag durchlaufen die Schülerinnen und Schüler einen Stationenbetrieb, der sie für instrumentale, elektronische und elektronisch verfremdete Klänge sensibilisieren soll. Dazu muss der Lehrer verschiedene Räume vorbereiten, die thematisch geordnet sind: In einem Raum stehen instrumentale Klänge im Mittelpunkt, in einem anderen wiederum Geräusche und in einem dritten gibt es elektronische Klänge.

Auf Aktionskarten finden sich kurze Aufgaben, die die Schülerinnen und Schüler konzentriert ausführen sollen: Beispielsweise auf einem Xylophon mehrfach den gleichen Ton mit unterschiedlichen Pausen zu erzeugen, mit einem Geigenbogen die Saiten einer Gitarre zum Schwingen zu bringen oder einen Tonabnehmer an die Stahlsaiten des offenen Klaviers zu führen. Die Schülerinnen und Schüler können sich in den Räumen frei bewegen und müssen keineswegs alle Stationen durchlaufen.

Wenn ihnen eine besonders gut gefällt – beispielsweise mit Kopfhörer der Musik von Jay Schwartz zu lauschen – dürfen sie an dieser gern verweilen. Bindend ist aber eine Regel: Während des Stationenbetriebs von einer guten Stunde darf nicht gesprochen werden. Wer sich trotzdem mit seinen Mitschülern austauschen will, kann seine Gedanken auf dem vorbereiteten großen Plakat aufschreiben und so in einen "stummen" Dialog treten.

Letztlich geht es darum, bei den Schülerinnen und Schülern eine "Alarmiertheit" gegenüber Klängen in ihrer ganzen Vielfalt zu erzeugen, eine Haltung, die sie auch für ihre Kompositionen benötigen. Wenn den Schülerinnen und Schülern diese Haltung bewusst wird, können sie ihre bereits angefangenen Kompositionen neu hören. Insofern ist es sinnvoll, den Aktionstag gegen Ende des Projektes zu legen, also ein bis zwei Wochen vor der abschließenden Präsentation der Stücke.

Der Stationenbetrieb

Der Stationenbetrieb ist stark abhängig von den vorhandenen Räumlichkeiten und Instrumenten. Die im Folgenden beschriebenen Aufgaben für verschiedene Räume sind als Anregungen anzusehen und müssen auf die jeweilige Situation übertragen werden. Für den Aufbau des Stationenbetriebs muss ausreichend Planungsarbeit und konkrete Vorbereitungszeit von mindestens einer Stunde eingeplant werden. Zahlreiche Aufgaben sind von dem ungarischen Komponisten Laszlo Sary und seinem Buch Übungen zum kreativen Musizieren (Pfau Verlag, Saarbrücken 2006) inspiriert.

1. Höre!
2. Lausche! Versuche nach kurzer Zeit dich an das soeben Gehörte zu erinnern.
3. Atme laut! Achte auf den Rhythmus deines Atem. Atme leise! Achte auf den Rhythmus deines Atem.
4. Höre und spüre deinen Herzschlag, deinen Puls. Schließe die Augen und klopfe den Herzschlag auf dem Tisch mit.

1. Spiele auf dem Glockenstab den gleichen Ton mit unterschiedlicher Dauer. Die Pausen zwischen den Tönen sollen unterschiedlich lang sein.
2. Spiele auf dem Xylophonstab mit den unterschiedlichen Schlägeln Töne. Höre! Welcher Klang gefällt dir? Spiele diesen und werde langsam leiser.
3. Erzeuge mit dem Bottleneck ein Glissando auf einer Saite der Gitarre.
4. Spiele mit dem Bogen auf der tiefen Seite der  Gitarre und beobachte die schwingenden Saiten. Höre!

1. Nehme ein Blatt Papier und würfle einmal. Die Zahl entscheidet, in wie viele Stücke du das Blatt zerreißen sollst. Reiße so langsam wie möglich. Bei einer 1 achte auf die Geräusche der Umwelt.
2. Würfle! Die Zahl entscheidet, wie viele Blätter du zerknüllen sollst. Höre!
3. Würfel und merke dir die Zahl. Kratze mit dem Plektron auf einer tiefen Saite der Gitarre vom Sattel bis zum Steg. Die gewürfelte Zahl entscheidet darüber, wie oft du den Prozess unterbrechen sollst.
4.Würfle! Würfle! Würfle!

1. Erzeuge einen langen Ton mit dem Bogen auf der tiefsten Saite des Kontrabasses. Bleibt der Ton immer gleich? Spüre und höre die klanglichen Veränderungen.
2. Erzeuge ein langsames Glissando, indem du den Zeigefinger der linken Hand oben auf dem Griffbrett ansetzt und diesen langsam nach untern ziehst und mit der rechten Hand streichst.
3. Führe den Bogen auf der Stegseite ohne Kontakt mit den Saiten. Höre!
4. Führe den Bogen auf der Stegspitze ohne die Saiten zum Klingen zu bringen.

1. Spiele einen Ton auf der Weltmeister-Orgel. Schiebe die Regler hin und her, drücke Knöpfe und achte auf die Veränderung.
2. Spiele zwei Töne auf der Weltmeisterorgel. Schiebe den Vibrato Regler langsam nach unten.
3. Bringe einen metallischen Gegenstand zum Schwingen und halte ihn über den Tonabnehmer.
4. Streiche über die Metallsaiten des Klaviers. Führe den Tonabnehmer vorsichtig zu den Saiten bis der Klang verstärkt wird.

Wähle eine Nummer auf der CD, setze die Kopfhörer auf und höre.

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