Huihui Cheng wurde 1985 in Wu-Chang im Nordosten Chinas geboren. Schon sehr jung begann sie, Klavier zu spielen, mit neun Jahren schrieb sie ihre erste Komposition. Mit 14 wechselte sie auf die der nationalen Musikuniversität Peking angegliederte Schule und erhielt Unterricht bei Lin Zhu. 2002 wurde sie erstmals mit einem Kompositionspreis ausgezeichnet und begann, an der Zentralen Musikhochschule in Peking bei Guoping Jia Komposition zu studieren. 2007 schloss sie ihr Bachelor Studium (mit Auszeichnung) ab, wurde zum Masterstudium zugelassen und wechselte dann 2010 in die Solistenklasse von Caspar Johannes Walter an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart. Huihui Cheng studierte auch bei Martin Schüttler, bei Marco Stroppa und Piet Johan Meyer elektronische Musik. Sie schrieb eine Dissertation über Helmut Lachenmann. 2015/16 besuchte sie das IRCAM Kursprogramm für Komposition und Computermusik bei Héctor Parra und Grégoire Lorieux.
Weitere Informationen zur Komponistin: https://huihuicheng.com/
Das Klaviertrio "Ripples" und das Orchesterstück "Shining" erhielten erste Preise – beim Kompositionswettbewerb Con Tempo in China und beim Internationalen Isang Yun Kompositionspreis. 2016 erhielt sie für "Me Du Ça" den Giga-Hertz-Produktionspreis von ZKM und SWR Experimentalstudio.
Huihui Cheng war Stipendiatin der Kunststiftung Baden-Württemberg, im Schloss Wiepersdorf, im Künstlerhaus Schöppingen, der Camargo Foundation, der Fondation Royaumont und der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo (Casa Baldi), sie war Akademistin beim SWR Vokalensemble und bei der Akademie Musiktheater heute. Ihre Werke wurde im Beijing Modern Music Festival gespielt, bei der Münchener Biennale, beim Tongyeong International Music Festival in Korea, Wien Modern, ECLAT Festival Neue Musik Stuttgart und bei den rainy days in Luxemburg.
"Theatralisch erweiterte Komposition" gefällt Huihui Cheng als Oberbegriff für ihre Arbeiten, die sich ganz verschiedener Mittel bedienen. Es gibt kammermusikalische Werke, elektronische Stücke und performative Konzeptionen. Allen gemeinsam ist, dass Kommunikation ein zentrales Thema bildet: Kommunikation zwischen den Interpreten, zwischen Mensch und Maschine und mit dem Publikum. Letzteres partizipiert in manchen Stücken, steuert etwa – wie in "Your smartest choice" – die Musiker mit Hilfe einer Smartphone-App. Auch wenn sie nicht selbst mitspielen, sind die Rezipienten von Huihui Chengs Musik oft mehrdimensional gefordert. Etwa, wenn optische und akustische oder instrumentale und technische Mittel ineinandergreifen. In "Me Du Ça" für Sopran und Live-Elektronik erweitert Huihui Cheng den Resonanzkörper und zugleich das optische Erscheinungsbild der Sängerin um Schläuche, die sich wie Haare auf Medusas Kopf schlängeln. Elektronisch verstärkt, lassen sie sich anblasen oder -kratzen. In Calling sirens entpuppt sich erst allmählich eine der Musiker*innen im Kammerensemble auf der Bühne als Tänzerin, die in ihren Bewegungen und Gesten eng an deren Spielgesten gekoppelt ist. Auch die traditionellen Instrumente erscheinen dabei nicht selten wie Erweiterungen oder Verlängerungen der Körper der Interpret*innen.
Die daraus resultierenden Klänge sind bekannt und unbekannt zugleich – Archaisches und Futuristisches liegen nah beieinander, wenn die Cellistin ihr Instrument spielend durch den Raum trägt, die Saiten des Klaviers ohne Hammermechanik direkt angeregt werden oder sich die Stimme mit elektronischen Mitteln multipliziert und in einen surrealistischen Raum hinein verbreitet. Huihui Chengs Klänge erzählen so von gestern und morgen, und bei aller Komplexität der Mittel bleiben diese Erzählungen fürs Ohr transparent.
Der Wahrnehmung der Körperlichkeit und auch ganz allgemein der Klangerzeugung beim Musikmachen hilft für Huihui Cheng das Sehen. Ein Pianist, sagt sie, der ein Stück für präpariertes Klavier spielt, wird von den Hörern genau beobachtet; sie möchten am liebsten ins Klavier hineinschauen und sehen, was dort passiert, was die Klänge so besonders macht. In ihren Stücken schafft Huihui Cheng die Möglichkeit, die Klangerzeugung als transparenten (und selbst ästhetisierten) Vorgang zu erleben. Da kann es auch passieren, dass sich die Interpretin selbst in die verlängerten Klaviersaiten verwickelt – wie in "Messenger" für präpariertes Klavier. Performance oder Schauspiel spüren manche Interpreten auch den laut Partitur rein „instrumentalen“ Werken ab. Denn auch wenn Huihui Cheng nicht mit extra visualisierten bzw. theatralen Elementen arbeitet, sind das Spielerisch-Szenische und die körperliche Erfahrung ihren Stücken als dramaturgisches Potential eingeschrieben.
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