Wolfgang Rihm / Márton Illés

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Unterrichtsprojekt

von Silke Egeler-Wittmann

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"Manische Linien"

aus: Porträt-CD Márton Illés der Edition Zeitgenössische Musik


Zur Doppelausgabe von Silke Egeler-Wittmann

In dieser Ausgabe der Reihe Abenteuer Neue Musik stehen, anders als bisher, erstmals Stücke von zwei Komponisten im Mittelpunkt. Anlässe und Gründe für diese ungewöhnliche Doppelausgabe gab es gleich mehrere:

  • Am 13. März 2012 feierte mit Wolfgang Rihm einer der bedeutendsten Komponisten der Gegenwart seinen 60. Geburtstag. Seine Heimatstadt nahm dies zum Anlass, Rihms Schaffen in den Mittelpunkt der 21. Europäischen Kulturtage 2012 zu stellen, um sein inzwischen weltweit aufgeführtes Werk aus verschiedensten Blickwinkeln zu beleuchten und zu würdigen. Dies bot auch für Abenteuer Neue Musik eine reizvolle Aufgabe.
  • Ebenfalls im Frühjahr 2012 wurde in der Edition Zeitgenössische Musik das CD-Porträt von Márton Illés veröffentlicht. Illés gilt als einer der ambitioniertesten Komponisten seiner Generation, hat in Karlsruhe bei Wolfgang Rihm studiert, steht diesem nach wie vor nahe, geht aber wie die meisten der bereits selbst berühmt gewordenen Schüler kompositorisch ganz eigene Wege.

Aus dieser Konstellation entstand die Idee, die spannende Begegnung des (ehemaligen) Kompositionslehrers mit dem (ehemaligen) Kompositionsschüler herbeizuführen, und zwar im Rahmen eines Projekts mit einer Schulklasse, die sich mit der Musik dieser beiden Komponisten schöpferisch und gestaltend auseinandersetzt und ihre Arbeit vergleichend in den Blick nimmt. Treffen sollten sich die beiden Karlsruher Künstler am Bismarck-Gymnasium Karlsruhe, wo Rihm selbst zur Schule gegangen ist.

Wie kam es nun ausgerechnet zur Auswahl der vorliegenden Stücke, zumal Wolfgang Rihms Gesamtwerk von kaum zu bewältigendem Umfang ist, was eine Auswahl nicht gerade leicht macht?
Márton Illés verwies mich auf einige Stücke, die ihm für die Arbeit in der Schule geeignet erschienen. So fiel die Wahl auf ein jeweils kammermusikalisch besetztes Werk, ohne vokale Stimme, ohne eine Textvorlage. Damit blieb die musikalische Struktur überschaubar, und die Konzentration ausschließlich auf die Musik war gesichert. Beide Stücke weisen außerdem einige Gemeinsamkeiten auf. Zunächst sind sie Teil eines größeren Werkzusammenhangs: "Chiffre III" ist eines von insgesamt 10 Werken aus Wolfgang Rihms zwischen 1983 und 2004 entstandenem "Chiffre"-Zyklus. Márton Illés‘ "Manische Linien" gehören zu seiner Werkreihe "Polydimensionale Szenen".

In beiden Zyklen haben die Komponisten außerdem  – zumindest bezogen auf eine bestimmte Phase ihrer Arbeit – grundsätzliche Fragen ihres Komponierens ausgearbeitet. Beide Werke befassen sich schließlich im weitesten Sinne mit Zeichenhaftem:

Die Linie bei Illés – als Klangzeichen oder als Klangschrift einerseits strukturell aufgefasst, die aber in ihrer Bedeutung und ihrer musikalischen Wirkung andererseits zugleich weit darüber hinaus geht.

Rihms musikalische Chiffren – als verschlüsselte Klangzeichen, die jedoch nicht für konkrete musikalische Bedeutungen im Sinne eines Programms stehen. So erwiesen sich die beiden Stücke als ideale Auswahl für einen vergleichenden Blick in die Werkstatt des jeweiligen Komponisten. Linien und Chiffren wurden zu einem wichtigen thematischen Ausgangspunkt für die musikpraktische Auseinandersetzung mit den vorliegenden Stücken, vor allem auch in den Gruppenkompositionen der Schülerinnen und Schüler.

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