Einstieg "Musik wozu?"

Stunden 1 und 2

Kurzporträt

Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich mit der Frage, wieso man eigentlich Musik hört und warum man Musik macht. An der Tafel werden dazu Stichpunkte gesammelt und zu passende Oberbegriffen gesucht. Die Schülerinnen und Schüler hören unterschiedliche Musikbeispiele und ordnen sie den Oberbegriffen zu. Ein Beispiel ist ein Ausschnitt aus "Music for five stringed instruments", dem sich ein Unterrichtsgespräch anschließt. Dabei sollte deutlich werden, dass diese Komposition keine konkrete Funktion hat, wie etwa Marsch- oder Filmmusik, aber eine Möglichkeit bietet, Neues zu erfahren.

Materialien

  • Aufnahme des Kunstliedes "An die Musik" von Franz Schubert
  • Fünf Musikbeispiele mit unterschiedlichen Funktionen (z.B. Filmmusik, Sakralmusik, Tanzmusik, Marschmusik…)
  • Der Anfang der elektronischen Version der "Music for five stringed instruments" von Jay Schwartz

Gedanken zum Thema der Stunde

Der Musik übernimmt eine Vielzahl von Aufgaben: beispielsweise soll sie unterhalten, repräsentieren, zum Tanzen anregen oder einen Film begleiten. Im Laufe des 18. Jahrhundert entwickelte sich die Vorstellung, (schöne) Kunst zeichne sich gerade dadurch aus, dass sie keine Funktion erfülle. Diese emphatische Idee von absoluter Kunst bzw. Musik ist bis heute prägend und man könnte meinen, die Frage "Musik wozu?" sei hier unangemessen. Aber die Funktion der Musik besteht gerade darin, funktionslos zu sein und so einen Erfahrungsraum zu eröffnen, in dem der Mensch aus seinen Funktionszusammenhängen gerissen wird und gleichsam die Musik ohne eine bestimmte Absicht verfolgen soll. Für Schüler sind für diese Stunden weniger die philosophischen Hintergründe entscheidend. Sie sollen vielmehr den Anspruch von Musik kennenzulernen, eine klingende Welt darzustellen, deren Zweck darin liegt, gehört zu werden.

Vorschlag zur Stundengestaltung

Schreiben Sie ohne zu reden mit großen Lettern die zentrale Frage der Musikstunde an die Tafel: "MUSIK WOZU?" Fordern Sie die Schülerinnen und Schüler im Anschluss daran auf, an der Tafel ihre Antworten zu notieren. Ein Schüler soll nun ähnliche Punkte farblich kennzeichnen und mit Hilfe der Klasse passende Oberbegriffe finden, z.B. Spaß, Unterhaltung, Filmbegleitung, Beruhigung, Tanz…

Der Lehrer legt eine Folie mit dem Gedicht "An die Musik" von Franz von Schober auf und fragt, welche Aufgabe hier der Musik zugeschrieben wird. Ganz im romantischen Sinn ermöglicht die Musik für Franz von Schober, der Realität zu entfliehen und in eine "...bessre Welt zu entrücken". Im Anschluss daran wird eine Aufnahme der berühmten Vertonung des Gedichtes von Franz Schubert vorgespielt.

Es findet sich sicherlich ein/e Schüler/in, die/der dem Schubertschen Kunstlied wenig zugeneigt ist, allerdings dem Text durchaus zustimmen kann. Das ist eine gute Möglichkeit, in die Diskussion über die Rolle der Musik einzusteigen. Dabei sollte den Schülerinnen und Schülern deutlich werden, dass es auch Musik gibt, die keine konkrete Funktion hat, die mehr sein will als bloße Unterhaltung oder Bestätigung des ohnehin Bekannten und ohne eine bestimmte Absicht gehört werden will.

Es folgen fünf Hörbeispiele, die von den Schülerinnen und Schüler zugeordnet werden müssen. Plündern Sie Ihren Plattenschrank oder durchsuchen Sie Ihren I-pod nach möglichst unterschiedlichen Beispielen aus verschiedenen Jahrhunderten und Musikstilen. Als letztes erklingt ein Ausschnitt aus Jay Schwartzs Komposition "Music for five stringed instruments" in der elektronischen Fassung. Dabei handelt es sich nicht um Filmmusik – wie zahlreiche Schülerinnen und Schüler vermuten werden – sondern um eine anspruchsvolle Komposition, die den Hörer herausfordert.

Alternative/ Ergänzung

Die der Musik zugeschriebene Macht wird sicherlich bei Franz von Schober am direktesten besungen. Es bietet sich aber auch die antike Orpheus Sage an. Zu Beginn von Monteverdis "Orfeo" hat die Musik in persona einen eigenen Auftritt. Auch Jimi Hendrix hat mehrfach die Liebe zur Musik thematisiert, beispielsweise in "Manic depression" oder auch indirekt im Stück "Wild Thing".

Abschluss

Fragen Sie abschließend, ob die Klasse Interesse an einem Projekt zur Musik von Jay Schwartz hat, also einer Musik, die uns herausfordert und nicht gewohnte Hörerwartungen befriedigt. Umreißen Sie mit wenigen Sätzen das Projekt, damit sich die Schülerinnen und Schüler eine grobe Vorstellung machen können. Ich habe diese Musikstunden in zwei 10. Klassen durchgeführt. Eine Klasse war sehr skeptisch und lustlos, die andere dagegen neugierig und offen. Mit der einen Klasse behandelte ich dann Bachfugen und in der anderen die Musik von Jay Schwartz. Da sich diese Klasse bewusst für das Abenteuer Neue Musik entschieden hatte, konnte sie sich sehr schnell mit dem Projekt identifizieren.

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