Gedichte zur Musik verfassen (Stunde 3/4)

Ablauf:

Auf der Basis mehrfachen konzentrierten Hörens sollen die Schülerinnen und Schüler ihre Eindrücke des "Quadro I" (Hörraum) in poetisch-literarischer Form verbalisieren, indem sie in Einzelarbeit sogenannte «Elfchen» verfassen – kleine Gedichte, die in einer genau festgelegten Form elf Wörter auf fünf Zeilen verteilen (siehe Arbeitsblätter 1a und 1b).

Die Gedichte werden anschließend an den Wänden des Klassenraums aufgehängt und im Rahmen eines "Museumsgangs" besichtigt. Abschließend werden im Kursplenum vergleichend die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der kreativen Versuche diskutiert. 

Material:

Hörbeispiel 1 (Luís Antunes Pena: Quadro I)

Arbeitsblatt 1a "Elfchen verfassen"

Arbeitsblatt 1b "Papierbogen für Elfchen"

Schülerbeispiel

Didaktisch-methodische Hinweise:

In dieser Doppelstunde steht weiterhin die Verbalisierung der Eindrücke beim Hören des "Quadro I" im Zentrum – diesmal allerdings in einer poetischen Form. Was bei den unmittelbaren Reaktionen auf die Musik in den Notizen der ersten Doppelstunde immer schon mitschwang – subjektive Empfindungen, innere Bilder und Assoziationen – soll dabei in differenzierter und reflektierter Weise ins Zentrum einer kreativen Gestaltungsaufgabe gerückt werden: differenziert, weil die Schülerinnen und Schüler den Ausdruck der Musik durch das wiederholte konzentrierte Hören nun zunehmend genauer erfassen können als beim ersten Kennenlernen; und reflektiert, weil der knappe und strenge, aber einfache Aufbau der "Elfchen" sie zu genauer Wortwahl anhält. Die lyrische Form bietet den Schülerinnen und Schülern dabei einerseits eine Entlastung, weil sie einen genauen – aber nicht zu anspruchsvollen – Rahmen für die kreativen Versuche vorgibt; andererseits fordert sie dazu heraus, jenseits der musikalischen Terminologie sprachliche Bilder und Metaphern für die subjektive Wahrnehmung der Klangprozesse sowie die damit verbundenen Emotionen zu finden.

Beispielhaft für die im Projekt entstandenen Schülerarbeiten sei hier das Elfchen von Lena wiedergeben:

Schneesturm
Wind fegt
Alles wird erdrückt
Wir fürchten den Schnee
Angst

Beim Vergleich der Gedichte ist es wichtig, den Schülerinnen und Schülern zu kommunizieren, dass es – zumindest im Rahmen der vorgegebenen Form – keine richtigen oder falschen Lösungen gibt, weil es ja um die je individuelle Reaktion auf die Musik Antunes Penas geht.

Gleichwohl ist zu erwarten, dass die Gedichte auch inhaltliche Gemeinsamkeiten aufweisen, etwa im Hinblick auf die Gefühlslage oder die verwendeten poetischen Bilder. Dies führt zurück zur Faktur der Musik: Obwohl die Musik in den Gedichten nur in subjektiver Brechung gespiegelt und darüber hinaus bei der "Übersetzung" in das Medium der Sprache auch anderen Gesetzmäßigkeiten (etwa im Hinblick auf die Form) unterworfen wird, ist sie offenbar in der Lage ähnliche Gefühle und Bilder hervorzurufen. 

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